Tourenbericht ‚Sentiero Torti‘ bzw. ‚Via dei contrabbandieri‘ oder aber ‚Schmugglerweg‘
Datum: 25.04.2011
Der Schmugglerweg ist ein alter Schmugglersteig am Gardasee. Er beginnt etwas nördlich von Limone (am Hotel Pier) und endet ein Stück nach Pregasina auf der alten Ponale-Straße nach Riva.
Es gibt die Möglichkeit ihn von unten zu gehen (vom Hotel Pier aufsteigen, nach Riva absteigen) oder aber von Pregasina abzusteigen und nach Pregasina wieder aufzusteigen.
Eigentlich ist die erste Variante die schönere. Leider gibt es aber am Hotel Pier keine Parkplätze und man muss mit dem Bus von Riva aus anfahren.
Da wir (Meine Freundin und ich) grundsätzlich faul sind und unseren strammen Wadeln noch ein paar Höhenmeter mehr gut tun haben wir uns für Möglichkeit zwei entschieden – wer mag denn schon mit dem Bus fahren ?
Parkplatz war also hier:
N45 51.391 E10 49.802 – das ist direkt neben einem Geocache neben der Madonnenstatue.
Leider ist da soviel los dass man gegen 11 Uhr (als wir losgegangen sind) keine Chance hat ungesehen an die Box ranzukommen. Naja, am Rückweg 🙂
Man beginnt nun also die alte Ponale-Straße ein paar Kehren hinab zu steigen, und ca. an den Koordinaten ‚N45 51.524 E10 49.821‘ verlässt man in einer südlichen Kehre die Straße und geht auf einem kleinen Pfad weiter.
Dieser Pfad schlängelt sich so ein bisschen durch Buschwerk und beginnt danach auf einem Grat entlang Richtung Norden zu ziehen:
Bereits hier beginnt das gruselige Gefühl dass direkt (also ca. 2 Meter) neben einem ein senkrechter Felsabruch nach unten führt.
Man befindet sich genau über der aktuellen Ponale-Straße. Nur ca. 120 Meter weiter oben.
Das Gefühl wird uns die nächsten ~6 Stunden weiter begleiten …
Der (nördliche) Beginn des eigentlichen Schmugglerweges. Wir befinden uns am Anfang noch hinter dem Steinschlagschutznetz und haben somit ein Gefühl der Sicherheit.
(wobei man durchaus auch hier schon abstürzen kann !)
Es befinden sich ab hier alle paar Meter (mal 4, mal 15, mal aber auch 25 Meter) Möglichkeiten um Zwischensicherungen in Form von Express-Sets zu klinken.
Manchmal sind das alte Haken. Oft aber sind es relativ neue Spitt-Haken. (Also Expansionshaken).
Einer würde wohl halten, zwei sind aber auf jeden Fall besser. Es gibt sogar immer Mal wieder so eine Art ‚Standplatz‘ in Form von zwei Haken direkt übereinander.
Damit man aber innerhalb der nächsten 12 Stunden ankommt ist es eigentlich unmöglich durchgehend zu sichern. Der Schmugglerweg ist ca. 2 Kilometer lang !
(Und fast durchgehend stark ausgesetzt !)
Da wir zu zweit waren haben wir unser 70m-Seil verkürzt (ist hoffnungslos zu lang) und sind mit den übrigen ca. 15 Metern am laufenden Seil gegangen.
Immer wenn mal ein Haken kam hat man ihn eingehängt und der Hintermann hat ihn wieder ausgehängt. Da natürlich alle paar Seillängen wieder eine Exen-Übergabe erfolgen musste,
ist das auch nicht unbedingt eine Super-Tolle Möglichkeit. Außerdem hat man manchmal 2 bis 3 Haken geklingt (und ist somit Absturzsicher) manchmal ist aber auch einfach garkein Haken zwischen einem
und somit ist ein Absturz eher ‚kontraproduktiv‘ – bzw. man hätte nicht die geringste Chance und würde sogar den zweiten Mann am anderen Seilende mitreißen.
Kurzum: Vorsichtig laufen, keinen falschen Tritt machen. Der Weg ist fast immer breit genug für ca. vier Füße nebeneinander.
Die Stellen ohne Pfad für die Füße sind mit Stahlseilen, Holzstämmen und einer Leiter entschärft !
Der weitere Verlauf hinter dem Steinschlagschutznetz ist sozusagen noch ‚Genuss pur‘:
Und auch die Aussicht kann sich eigentlich immer sehen lassen:
So. ZACK. ENDE. Weg das Netz. Ab jetzt wirds gruselig !
Der Boden ist nicht fern, sozusagen nur zwei Schritte entfernt:
Da tut so ein Haken zwischen einem schon gut:
Ein bisschen weiter unten fahren gemächlich die Autos die neue Ponale-Straße entlang:
Der Blick zurück:
Noch lächeln wir:
Trotzdem zeert die ständige Ausgesetztheit an den Nerven:
Die erste Schikane: Zwei dünne Stahlseile führen über eine Stelle an der der Weg komplett weggebrochen ist.
Reinsetzen und hoffen dass es hält:
Das Beherrschen der Partnersicherung über Fixpunkt-HMS schadet hier (und auch später) nicht:
Der Blick zurück offenbart dass der Weg ein bisschen schmaler geworden ist:
Das hier ist wohl der Blümchenstand 🙂
Nächste Schikane: Die Strickleiter:
Zwischendurch mal direkt neben dem Weg eine Berg-Orchidee:
Auch nach ca. zwei Stunden zeigt der weitere Wegverlauf das es noch lange nicht vorbei ist:
Dafür existiert seit Anfang des Jahres 2011 hier mittendrin ein Geocache.
Leider zwei lieblose Zettel Notizkalender zwischen zwei Steinen in einem Spalt. Schade !
Hat man guten Zoom, kann man gut erkennen was 150 Meter weiter unten passiert:
Nächste Überraschung: Der Weg ist wieder teilweise weg und wurde durch einen alten Holzstamm ersetzt.
Hier gibt es kein Stahlseil, HMS-Partnersicherung über Fixpunkt ist also gefragt:
(die Option ‚oder 5 Minuten Angst‘ scheint mir hier doch etwas gewagt …)
Danach wieder eine kleine Stelle wo man sich dem Stahlseil anvertrauen muss:
Und Kurz darauf nochmal eine Stelle wo man über ca. 5 Meter keine Tritte mehr hat. Dafür aber wieder ein Stahlseil zum Einhängen.
Da diesmal mehrere Haken zwischendrin sind muss man sich freihängend (ohne mit den Füßen viel helfen zu können) umhängen.
Hier sind also zwei Schlingen durchaus ratsam. Ein KS-Set muss es aber nicht sein da man in den Querungen kaum Sturzlänge zusammenbringt:
Ein paar Biegungen (und ca. 5 Stunden später) das Hotel Pier von oben:
Sehr gerne würden wir einkehren. Aber auf uns wartet noch ein ca. 45 minütiger Aufstieg nach Pregasina. 250 Hm in 45 Minuten bedeuten: Es wird steil.
Richtig Steil !
Eine Stelle (die aber links mit der Markierung ‚zwei blaue Wellen übereinander‘ umgangen werden kann ist eine steile Erdrinne an der man mehr nach unten rutscht als Vorwärts zu kommen.
Und als wir wieder am Auto waren, war tatsächlich noch Zeit für den Cache an der Madonna.
Obwohl wir am laufenden Seil gegangen sind und nur wenig wirklich richtig gesichert haben, waren wir fast 6 Stunden unterwegs.
Aber es hat sich gelohnt !
Thomas
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